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PERRY RHODAN-Action schreiben
Marc A. Herren - das Tagebuch, oder wie es zu Perry Rhodan-Action #5 kam.
7. Dezember 2007: Der Ruf aus Rastatt
Ich sitze in Klaus N. Fricks Büro und lächle etwas dämlich. Eben hat mir Klaus eröffnet, dass die Redaktion eine neue Spin-Off-Serie zu PERRY RHODAN plant und er mir einen der Romane anvertrauen will. Ob ich mir dies vorstellen könnte, fragt er mich noch.
Vor meinen Augen verschwimmt die Welt, ich überlege krampfhaft, welche gehaltvollen Worte meinerseits für diesen – für mich – historischen Moment denn angemessen sein könnten. Wie aus weiter Ferne höre ich mich schließlich »Klar!« sagen.
Den Rest der Sitzung erlebe ich wie in Trance. Benjamin Golling und Klaus machen mich mit dem aktuellen Projektstand vertraut, ich sehe erstmals ein Originalexposé und berühre ein echtes Clark Darlton-Manuskript.
Das Wort »Bubentraum« flirrt durch meine überreizten Sinne, ich hoffe, dass die beiden Verständnis für meinen Zustand haben, und ich fühle mich happy.
28. Dezember 2007: Eintauchen in die Vergangenheit
Ich liege mit meiner Freundin am Strand von Playa del Inglès, lasse mich in der Sonne braten, und Josef Tratnik entführt mich ins Perryversum anno 2102. Eben ist Perry Rhodan und der Menschheit der erste Flug mit einem eigenen Lineartriebwerk gelungen.
Ich hatte den Posbi-Zyklus bisher noch nicht im Detail gekannt und will mich gut auf meine Aufgabe vorbereiten. Christian Montillon hat mir gemailt, dass das Expo für PRA05 anfangs 2008 bei mir eintreffen wird. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, dass ich Teil dieses Projektes sein darf.
3. Januar 2008: Es geht los!
Das gelb-blaue web.de-Männchen winkt fröhlich mit der gleichfarbigen Fahne. »Sie haben zwei neue Nachrichten!«. Ich öffne die Inbox – und erhalte eine volle Ladung Adrenalin ausgeschüttet. Der Absender lautet zweimal Klaus Frick. Betreff der ersten Mail: »Perry Rhodan-Action: die ersten Expos«.
Klaus begrüßt die Team-Mitglieder von Perry Rhodan-Action und wünscht ein gutes neues Jahr. Mit leichtem Erschaudern lese ich Namen wie Robert Feldhoff und Hans Kneifel , aktuelle und frühere Lieblingsautoren, die dazu beigetragen haben, dass es das Perryversum noch gibt und dass es so wunderbar vielfältig, farbig und spannend ist.
Mein Expo ist noch nicht darunter, dafür kann ich mich mit den ersten drei Expos und einem Haufen Datenblätter in den Demetria-Zyklus hineinarbeiten. Besonders hilfreich ist ein Übersichtsblatt mit Kurz-Expos, auf dem man den groben Handlungsverlauf nachvollziehen kann.
7. Januar 2008: PRA05
Mein Expo ist da. Aufgeregt lese ich es auf dem Heimweg vom Büro. Christian Montillon hat es gut gemeint mit mir. Es ist 14 Seiten stark, bietet jedoch sehr viel Platz für eine farbige, abwechslungsreiche Handlung.
Ich schreibe Christian und danke ihm für die coole Expo-Vorlage. Er bietet mir blutigem Anfänger jede erdenkliche Unterstützung an. Ich mag den Expokraten Montillon : )
13. Januar 2008: Zugfahren und Schreiben
Ich kenne mich selbst gut genug, um mich nicht mehr der Illusion hinzugeben, dass ich den Roman zuhause im Mösli (wie meine Freunde und ich unsere WG liebevoll nennen) konsequent und konzentriert schreiben könnte. Also packe ich meinen Laptop und die bisherigen Notizen, besteige die Schweizerischen Bundesbahnen und fahre kreuz und quer durch die Schweiz.
Ich bin glücklicher Besitzer eines Generalabonnements, und so kommen mich die Eisenbahnkilometer billiger, als wenn ich in einem Restaurant sitzen und schreiben würde.
Nach einigen Tagen des Verarbeitens und Plottens schreibe ich mir ein eigenes Exposé. Christian hat die Handlung gut vorgeplant, es geht relativ einfach von der Hand. Schon jetzt merke ich aber, welche Kapitel einfacher und welche anspruchsvoller umzusetzen sein würden.
15. Januar 2008: Zwischenspiel: Vorbereitung für Wolfenbüttel
Letzten Herbst hatte ich mich für das Schreibseminar in Wolfenbüttel angemeldet. Nach drei Teilnahmen an den Seminaren von Uschi Zietsch (aka Susan Schwartz), dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, vom PERRY RHODAN-Chefradakteur direkt instruiert zu werden, wie denn der perfekte Roman geschrieben werden müsste (und ihm dabei selbstverständlich auch gleich noch einen meiner »Thydery«-Romane in die Hände zu drücken und sagen: »Da, lies mal!«).
Selbstverständlich ist es immer noch eine gute Idee, aber zeitlich kommt mir das Seminar ein wenig in die Quere: Ich muss nämlich noch schnell ein Kapitel »eines aktuellen Romanprojektes« aus dem Hut zaubern, das ich als Vorbereitungsübung einschicken soll.
In Gran Canaria hatte ich beim Baden etwas geplottet, nun rattere ich das Kapitel mit knapp 10000 Anschlägen herunter. Unruhe erfasst mich, da ich weiß, dass es nicht die Qualität haben wird, mit der ich mich vor Klaus und den anderen Teilnehmern präsentieren will. Doch manchmal muss man halt Zugeständnisse machen. Ich sende das Testkapitel ein und schwöre mir, dass ich mir für PRA05 mehr Zeit für die Überarbeitung geben werde.
17. Januar 2008: Und ... Action!
Ui ui ui. Ich kämpfe mich mit Perry durch das erste Kapitel. Es soll krachen, stand geschrieben, und ich lasse es krachen. Doch mir ist nicht ganz wohl dabei, irgendwie habe ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt.
Ich öffne die heutige Mail von Klaus. Darin befindet sich das Expo für PRA07 ... und eine Leseprobe von Robert Feldhoffs PRA01 . Ebenfalls mit einem Action-Auftakt. Dynamisch und flüssig geschrieben, wie es sich für einen Feldhoff-Roman gehört.
Mit brennenden Augen starre ich wieder auf den eigenen Text und weiß, dass ich noch sehr viel Arbeit vor mir habe. Zum guten Glück haben zwei Testleser angeboten, mich zu unterstützen ...
20. Januar 2008:
Gestatten ... Achim Mehnert!
Achim schreibt zurück und bestätigt, dass er am Ende von PRA04 Perrys
XXX XXX XXX. So weiß ich, dass es zwischen unseren Romanen keinen Knick
geben wird und kann weiterschreiben.
Ich bin an Kapitel 2, fühle mich beim Schreiben schon viel besser als
noch im vorhergehenden Kapitel. Zwei Szenen aus Perrys Vergangenheit
lasse ich einfließen und hoffe, dass sie von den Lesern gut aufgenommen
werden (falls sie nicht schon vorher in der Redaktion hängen bleiben ; )
1. Februar 2008: ICE
ohne Steckdose!
Ächz! Der ICE, der mich zum
Schreibseminar bringt, bietet mir und meinem Läppi keine einzige
Steckdose. Dabei hatte ich geplant, auf der Fahrt in den Norden meine
ersten beiden Kapitel zu überarbeiten, damit ich Klaus ein aktuelles
Stimmungsbild geben und mit ihm ein paar Details und Handlungsstränge
besprechen kann.
2. Februar 2008:
Viel Arbeit in Wolfenbüttel
Nach einem intensiven Seminartag, an dem viele Testkapitel
durchleuchtet wurden, sitzen Klaus und ich etwas abseits von den anderen
und besprechen den Handlungsverlauf von PRA05 und kommen auf die Idee,
wie ich bereits am Romananfang das Rätsel um die XXXX lancieren kann.
3. Februar 2008:
Der Rucksack wird langsam voller
Die Referentin Kathrin Lange (aka Cathrine Hartmann) gibt wertvolle
Tipps, wie man einen Roman zu Ende schreiben kann. Schon nur wegen
dieses Referats hat sich der Wolfenbütteler-Ausflug gelohnt.
Doch auch die Ausführungen von Klaus und die Arbeit mit dem von den
Teilnehmern geschriebenen Material geben mir viele Hinweise und werden
mir inskünftig helfen, stilistische Entscheidungen bewusster treffen zu
können. Der Ausspruch meines Cinematography-Teachers aus der Filmschule
kommt mir in den Sinn: »In order to break the rules, you have to know
the rules!«
7. Februar 2008:
Schreibunfall
In meiner Mittagspause ziehe ich mich in ein Sitzungszimmer zurück und
esse einen Salat. Irgend ein hartes Etwas befindet sich zwischen den
Salatblättern, ich beiße herzhaft drauf - »knack« - und ein Backenzahn
beschließt, sich spontan zu spalten. Ayayay!!
8. Februar 2008:
Manöverkritik
Klaus schickte mir die ersten beiden Kapitel kommentiert zurück.
Zuerst erstarre ich ob der vielen gelben Farbe im Auftakt zum Kapitel 1.
Auf den zweiten Blick sind es dann doch nicht so viele, sondern
besonders ausführliche Anmerkungen, die mir Klaus hineingeschrieben hat.
Ich erkenne, dass ich häufig Handlungen passiv beschreibe.
Ich erstelle eine Liste mit Wörtern und Redewendungen, die ich
inskünftig vermeiden will. »Etwas beginnen zu tun«, steht da zum
Beispiel drauf. Ich bin dankbar, dass ich von allen Seiten so gut
unterstützt werde.
9. Februar 2008:
Meine anderen Leben holen mich
ein
Ächz. Habe heute rein
gar nix gemacht an meinem Roman. Am Morgen um ein Uhr bin ich bei meinem
Vater in der Backstube gestanden und habe ihm die folgenden 7 Stunden
geholfen, das Brot und die anderen bestellten Backwaren herzustellen.
Es ist ein tougher Job, den meine Eltern haben. Von meinem Vater habe
ich übrigens das »A.« in meinem Namen stehen. Ich sehe ihn nicht nur als
Handwerker, sondern auch als Künstler. Sie sollten einmal seine
Lebkuchen sehen, die er jeweils zu Weihnachten herstellt!
Meinereiner war nach den paar Stunden in der Backstube kaputt, und ich
verschlief den nächsten Teil des Tages. Um 17 Uhr stand dann der nächste
Programmpunkt an: Die Volleyball-Damen von
ZEILER Köniz traten zum ersten Play-Off-Viertelfinalspiel an. Zahlreiche Verletzungen
hatten eine seriöse Vorbereitung fast unmöglich gemacht, doch das Team
zog sich gut aus der Affäre und gewann 3:0.
Ich gehe nach dem Spiel gleich wieder heim. Morgen früh will ich wieder
Zug fahren und dies in einem möglichst ausgeschlafenen Zustand. Wenn nur
mein Zahn nicht so schmerzen würde. Am Montag gehe ich zum Zahnarzt.
15. Februar 2008:
Rastatt beruhigen
Die letzten Tage waren unglaublich intensiv, da ich für die
Arbeitskollegen meines Teams die Zielvereinbarungsgespräche vorbereiten
und durchführen musste (jaja, ich bin nämlich nicht hauptberuflicher
Autor, sondern verdiene meine »Batzelis« bei einer großen Bank als
Leiter eines Internetbanking-Spezialisten-Teams).
Da Klaus zwei Wochen nicht im Büro sein wird, rufe ich ihn an, damit er
sich keine Sorgen machen muss. Mir ist bewusst, dass es ein Risiko
darstellt, wenn VPM für dieses Spin-Off einen bislang im professionellen
Bereich unbekannten Autor einsetzt.
Ich bedanke mich bei Klaus für die wertvollen Hinweise zu meinen beiden
ersten Kapitel und sage ihm, dass ich mich mittlerweile im Kapitel 5
befinde und weiterhin hoffe, den Termin 28. Februar einhalten zu können.
Er sagt mir, dass er erst am 3. März wieder im Büro sein wird - dann
will er mein Manuskript aber im Posteingang haben. Ich bestätige und
mache mich ans Weiterschreiben ...
20. Februar 2008:
Reiseabfall
Nachdem ich in der ersten Monatshälfte wegen der Personalgespräche nicht
frei nehmen konnte, habe ich diese Woche gleich mehrere Tage eingezogen
und bin wieder kreuz und quer durch die Schweiz gefahren. Neben dem
PRA-Schreiben entstanden mehrere »Abfallprodukte«, die ich
zwischendurch, sozusagen als Auflockerung, niedergeschrieben habe.
Das Zugfahren ist für mich schon fast zu einem metaphysischen Erlebnis
geworden. Ich sitze meist am selben Platz (den mit der Steckdose), habe
auf den Ohren irgendwelche Filmmusik (am besten funktioniert das
Schreiben mit dem Soundtrack zu Tim Burtons »Planet of the Apes«) und
lasse mich durch die herrliche Aussicht und die Menschen inspirieren,
die mich auf meiner Reise begleiten.
Übrigens: Eines dieser »Abfallprodukte« sollte dereinst auf der LKS der
Erstauflage erschienen sein (Perry beim Zahnarzt), das andere ist ein
Expo für eine Komödie mit zwei Künstlern, die im Simmental in einer Art
kreativer Feindschaft leben. Bei Gelegenheit werde ich mal das Schweizer
Fernsehen anfragen, ob sie Lust an einem Script für einen Fernsehfilm
haben.
21. Februar 2008:
Ein zusätzlicher Anreiz
Benjamin Golling hat geschrieben und mich gefragt, ob ich an den
Duisburger Stammtisch am 7. März kommen werde. Das wäre auch ein guter
Termin für mein Coming-Out als Autor.
Ich sage unter der Bedingung zu, dass ich das Manuskript zu diesem
Zeitpunkt wirklich fertig gestellt habe und die Redaktion grünes Licht
gegeben hat. Noch ist nämlich nicht sicher, ob mein Roman wirklich
akzeptiert wird. Wenn die Qualität jenseits von Gut und Böse sein
sollte, dann wird VPM einen Notautoren aufbieten, der sich
PRA05 annehmen wird (und meine große Chance wäre dahin).
Dass mein Text auch nach dem grünen Licht aus Rastatt intensiv
lektoriert werden muss, ist mir völlig klar. Aber vor dem Okay von Klaus
und Benjamin wird mein Name als Autor weder öffentlich, noch plane ich
selbst irgendwelche Aktivitäten. Der Duisburger »StaTi« ist demzufolge
nichts anderes als ein schönes Ziel, das ich nun zusätzlich anvisieren
kann.
24. Februar 2008:
Schreiben, schreiben, schreiben,
schreiben
Sonntag Abend. Dieses Wochenende habe ich aus den Vollen geschöpft. Zu
meiner großen Erleichterung konnte mein Vater eine ehemalige Angestellte
für eine Arbeitsnacht in der Backstube gewinnen, und ich nutzte Samstag
und Sonntag zum Schreiben. Schade, so erhält man keine Flug-, resp.
Schienenmeilen auf dem SBB-Netz.
Das komplette siebte Kapitel ist im Kasten; nun bin ich gespannt, was
die guten Seelen von Test- und Korrekturleser dazu meinen. Ich habe
Perry nämlich in eine äußerst ... äh ... delikate Lage gebracht, die
eigentlich ziemlich einzigartig sein sollte im Perryversum. Ich merke
dabei aber schnell, dass mir noch die Maßstäbe fehlen, um gut
einschätzen zu können, was für einen PR-Roman erlaubt, schwierig, oder
vielleicht doch gerade erwünscht ist.
27. Februar 2008:
Zwischenspiel in den Zentralschweizer
Bergen
Ein bankinternes Führungsseminar bricht meinen Schreibrhythmus. Bei
herrlicher Aussicht beschäftigen wir (die Teamleiter und unsere beiden
Chefinnen) uns während zweier Tage mit Konfliktmanagement. Ein wichtiges
Thema, ganz besonders in den turbulenten Zeiten, in denen wir uns
derzeit befinden.
Nachdem ich in den letzten sechs Wochen ein einziges mickriges Bier
getrunken habe (an einem SCB-Match), beschließe ich, die Auszeit auf der
Rigi auch für die so wertvollen kohäsiven Eigenschaften von vergorenem
Gerstensaft und destilliertem Zuckerrohrextrakt zu nutzen. Nach ein paar
Stunden nicht erholsamen
Schlafes finde ich mich plötzlich bei Regen, Kälte und Wind auf dem
Vorhof des Hotels und eine Nordic-Walking-Trainerin instruiert uns in
erbarmungsloser Härte im Gebrauch dieser komischen Skistöcke. Arme nach
vorn, Arme nach hinten, Daumen so, nein so, nein so – und schon wieder
die Arme vergessen?
Auf dem Gipfel der Rigi, da wo sie einen armen halbnackten Jesus
hingehängt haben, überspannt die Dame dann den Faden, als sie uns mit
den doofen Stöcken auch noch zum Hüpfen bringen will. Ich blicke in die
kalten Nebelschwaden, die von einem eisigen Wind über den Grat getrieben
werden, und stelle mir vor, wie sich einer meiner Skistöcke in einen
dieser schnittigen Nadler aus
PRA01 verwandelt, ich unseren Drill Sergeant perforiere und sie in
den nächsten Tobel stürzt. Das hilft, und meine Laune bessert sich ein
wenig.
Ich will hier noch anfügen, dass ich in meiner Militärzeit schon eine
Infanterie-Offiziersschule erfolgreich hinter mich gebracht habe. Aber
was zuviel ist, ist zuviel. Lustenberger heißt die Dame - wobei nur das
»berger« ihrem Naturell zu entsprechen scheint...
3. März 2008:
»Send Mail«
Montag Mittag, 12:07: Ich klicke auf »Send« und schicke mein Manuskript
auf den Weg nach Rastatt. Ein leises Zittern haben meine Finger erfasst,
und die Augen brennen übelst. Hinter mir liegt eine
26-Stunden-Schreibschicht.
Gestern Morgen um 10 Uhr war ich in den Zug eingestiegen und absolvierte
meine Lieblingsstrecke Bern-Brig-Roman(nomen est omen)shorn-Bern-Brig
gleich zweimal. Dabei überarbeitete ich nochmals meinen ganzen Roman
dank der vielen wertvollen Hinweise meiner beiden Testleser. Das Kapitel
1, mein ewiges Sorgenkind, schrieb ich zwischen 20 Uhr abends und 3 Uhr
morgens zur Hälfte neu und auch beim Kapitel 3 füge ich eine zusätzliche
Handlung bei.
Mir ist bewusst, dass dieser Text ohne gründliche Überarbeitung noch den
einen oder anderen Holperer drin haben wird, doch ich will den Roman
unbedingt fertig haben, wenn Klaus am Montag Morgen wieder im Büro ist.
Dass es schlussendlich Mittag wird, halte ich persönlich für einen guten
Kompromiss: So kann ich beweisen, dass ich ein Manuskript innerhalb
einer gewissen Toleranzfrist einreichen kann, ohne gleich als
Frühabdrücker abgestempelt zu werden.
Nach dem Abschicken der Mail sacke ich ein wenig in mich zusammen und
frage mich wiedermal, was zum Teufel in Terras Hallen in den letzten
Monaten geschehen ist.
7. März 2008:
»Noch ein wenig warten«
PERRY RHODAN-Stammtisch in Duisburg: Benjamin informiert mich, dass
Klaus leider noch nicht dazu gekommen sei, mein Manuskript zu lesen und
wir deshalb meine Mitarbeit an PRA heute Abend nicht offenlegen werden.
Klar, bin ich im ersten Moment enttäuscht, dass ich den 40 anwesenden
Freunden und Fans der Serie nicht sagen darf, dass ich nun zum
PRA-Autoren mutiert bin.
Die Abmachung zwischen der Redaktion und mir war aber klar, und so muss
ich halt noch ein wenig mit dem Coming-Out warten. Nichtsdestotrotz
erlebe ich ein wunderbares Wochenende im Ruhrgebiet und freue mich über
das allgemeine Interesse der Leser an PERRY RHODAN-Action!
11. März 2008:
»PERRY RHODAN-Action-Autor Marc A.
Herren«
Der Betreff der E-Mail von Benjamin springt mir ins Auge, und mein Herz
macht einen Sprung. Der Klaus sei zwar erst mit 60 Prozent durch, doch
er finde mein Manuskript gut genug, sodass nun informiert werden dürfe.
In der Folge werde ich von E-Mails, Postings und Persönlichen
Nachrichten im
PERRY RHODAN-Forum zugedeckt und versinke in einem Trudel der
Glückseligkeit. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Nachricht so positiv
aufgenommen werden würde.
28. März 2007::
»Autsch!!«
Klaus hat sich große Mühe gegeben mit meinem Skript. Er hat viele
handschriftliche Bemerkungen angebracht und es mir zurückgeschickt,
damit ich es überarbeiten kann. Es handelt sich meist um kleine Sachen,
unschöne passive Formulierungen, die den Leser nicht zu packen vermögen.
Da ich heute Nacht wieder in der Backstube mitarbeiten werde und morgen
konzentriert an der Überarbeitung feilen will, beschließe ich, mir schon
vor der Nachtschicht ein paar Stunden Schlaf zu gönnen.
Auf der Fahrt ins Mösli erhalte ich eine SMS von Tamara. Sie wohnt in
der Ostschweiz und fragt, ob ich was unternehmen möchte. Ich rufe an und
sage ihr, dass das leider nicht geht, da ich eben heute Nacht und morgen
arbeiten werde und noch ein wenig Schlaf benötige. »Schade«, meint sie.
In diesem Moment höre ich eine weibliche Stimme im Hintergrund und
schlagartig begreife ich die Situation: Tamara ist bei ihrer Cousine zu
Gast, die zufälligerweise den Titel »Miss Bern« trägt. Und ebenjene
Stimme fragt: »Kommt er auch? « Etwas in mir zieht sich zusammen.
»Nein«, höre ich Tamara sagen. »Er muss arbeiten.«
Autsch!! So ging ich dann nach
Hause und benötigte ziemlich lange, bis ich endlich einschlafen konnte.
Wer also bisher meinte, dass einem als junger Autor die schönen Frauen
nur so zufliegen würden, den muss ich entschieden berichtigen: Es ist
genau anders herum.
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